Taichi Berlin +++ Cheng Man Ching | Die drei Arten der Furchtlosigkeit
Cheng Man Ching
Die drei Arten der Furchtlosigkeit
Wer Tai Chi Chuan erlernen möchte, hat gewöhnlich eines von mehreren möglichen Motiven, das ihn dazu veranlasst. Zum einen gibt es solche, die krank oder schwächlich sind und nach Gesundheit streben; zum anderen sind da jene, die es wegen des Selbstverteidigungsaspektes erlernen möchten, und eine dritte Gruppe ist von der außerordentlichen Subtilität dieser Kunst beeindruckt und sucht nach den wahren Prinzipien. Daneben gibt es Menschen, die eine vorübergehende Neigung verspüren, etwas Neues kennenzulernen und mal dieser mal jener Mode nachlaufen; ihnen mangelt es einfach an Durchhaltevermögen. Von letzteren möchte ich hier nicht sprechen. Was ich mit "Furchtlosigkeit" meine, gilt nur für jene, die gewillt sind, an sich zu arbeiten und sich wirklich zu bemühen.
"An sich arbeiten und sich wirklich zu bemühen." bedeutet auf keinen Fall, daß man Verbissenheit oder Ehrgeiz an den Tag legt, denn dies macht Fortschritte beim Üben unmöglich!
1. Fürchte dich nicht davor, an dir zu arbeiten
Wenn man sich vor Anstrengung und Bemühung fürchtet, gibt es keine Hoffnung auf Fortschritt. Die klassischen Schriften des Tai Chi Chuan sagen, daß die "Wurzel in den Füßen ist". Fürchtet man sich vor regelmäßigem Üben, werden sich die Füße niemals zu Wurzeln entwickeln. Das "Arbeiten" an den Füßen hat zweifelsohne auch wohltuende Auswirkungen für Herz und Gehirn. Eine grundlegende Übung für den Anfänger ist, am Morgen und am Abend je drei bis fünf Minuten auf einem Bein zu stehen. Das Qi soll zum Dan Tien sinken, die Fußsohle am Boden haften. Dabei darf man nicht die geringste Kraft anwenden. Fortgesetztes Üben entwickelt größere Stabilität; man lernt ganz natürlich zu stehen. Hat das Leben diesen Punkt erreicht, sollte man als Übung die Stellung "Hände heben" bzw. "Spiele die Laute" einnehmen. Das Üben der Stellung "Vorbereitung" eignet sich vorzüglich, um die "Uranfängliche Einheit" zu entwickeln; die Stellung "Peitsche" als Stehübung ist ideal zum öffnen der Gelenke. Daß das Üben dieser Stellungen sehr wertvoll ist, darf nicht übersehen werden.
2. Fürchte nicht, einen Verlust zu erleiden
In den geheimen Überlieferungen das Tai Chi Chuan heißt es: "Vergiss dich selbst, und folge dem anderen". Bedeutet "sich selbst vergessen und dem anderen folgen" nicht, das man einen Verlust erleidet? Darum sagte ich ganz zu Beginn meiner Dreizehn Kapitel, das wir lernen müssen "in das Verlieren zu investieren". Aber wie kann man dies erlernen? Nur indem man dem anderen erlaubt, uns anzugreifen, uns gleichsam zu überfallen; und dabei duften wir weder Widerstand leisten noch zurückschlagen. Das wichtigste ist , das man "haftet, verbindet, zusammenfügt und folgt". Dann sind wir in der Lage, ohne Schwierigkeit zu neutralisieren. Diese Idee kann nicht von solchen nachvollzogen werden, die nur oberflächlich üben oder kraftvolle, rohe Methoden anwenden. Und für den Anfänger ist es natürlich auch schwer verständlich; er wird sich bestimmt fragen, ob es nicht doch einen Weg gibt, Verluste zu vermeiden. Wer sich jedoch vor dem Verlieren fürchtet, sollte besser erst gar nicht mit dem Lernen beginnen. Diejenigen aber, die bestrebt sind wirklich zu verstehen, können nichts Besseres tun, als zu lernen «in das Verlieren zu investieren». Zu lernen, wie man "in das Verlieren investiert", bedeutet aber nicht, nach bequemen Abkürzungen zu suchen. Wer es sich zu leicht macht, erleidet große Verluste; wer auf der anderen Seite in kleine Verluste investiert, erleichtert sich sein Vorwärtskommen erheblich. Verständige Menschen werden sicher danach trachten, die wahren Prinzipien und deren Anwendungen zu erlangen. Wie sollten sie damit beginnen? Sagte nicht Laotse: "Konzentriere dein Qi und entwickle Sanftheit, kannst du dann wie ein neugeborenes Kind sein?" Das ist der Leitspruch des Tai Chi Chuan. Die Schüler sollten mit ihrem Lernen hier beginnen. Wenn sie ihr Qi sammeln und Sanftheit entwickeln können und wenn sie die wundervollen Ergebnisse des "in das Verlieren investieren" erfahren haben, dann ist die Furcht vor Verlusten schon überwunden.
3. Fürchte keine Einschüchterung
Dazu heißt es bei Laotse: "Nichts an ihnen (jenen, die wohl zu wahren wissen ihr Leben) lockt das Nashorn, sein Horn hineinzustoßen. nichts reizt den Tiger, die Kralle hineinzukrallen, keinen Raum bietet ihr Leib dem Schwerte. Und warum? Weil sie nicht achten den Tod." Laotse sagt ebenfalls: "Nichts in der Welt ist weicher und schwächer als Wasser, und doch gibt es nichts, das wie Wasser Starres und Hartes bezwingt". Es gibt nichts zu fürchten. Wenn ich mich fürchte. entsteht in Geist und Körper eine Spannung. Wenn ich angespannt bin, dann kann ich nicht loslassen. Wenn ich nicht Ioslassen kann. wie ist dann Sanftheit zu erreichen? Nicht sanft sein heißt ja nichts anderes, als daß man hart ist. Diejenigen, die den Kern der Tai Chi Chuan Lehren verstanden haben, zeichnen sich durch Furchtlosigkeit aus. Die meint Mencius, wenn er sagt: "Der Berg T'ai könnte vor deinen Augen einstürzen, aber deine Gesichtsfarbe würde nicht wechseln.". In Laotses Worten: "Qi konzentrieren und Sanftheit entwickeln". Welche Einschüchterung wäre da noch zu fürchten?
Die drei Arten der Furchtlosigkeit
Wer Tai Chi Chuan erlernen möchte, hat gewöhnlich eines von mehreren möglichen Motiven, das ihn dazu veranlasst. Zum einen gibt es solche, die krank oder schwächlich sind und nach Gesundheit streben; zum anderen sind da jene, die es wegen des Selbstverteidigungsaspektes erlernen möchten, und eine dritte Gruppe ist von der außerordentlichen Subtilität dieser Kunst beeindruckt und sucht nach den wahren Prinzipien. Daneben gibt es Menschen, die eine vorübergehende Neigung verspüren, etwas Neues kennenzulernen und mal dieser mal jener Mode nachlaufen; ihnen mangelt es einfach an Durchhaltevermögen. Von letzteren möchte ich hier nicht sprechen. Was ich mit "Furchtlosigkeit" meine, gilt nur für jene, die gewillt sind, an sich zu arbeiten und sich wirklich zu bemühen.
"An sich arbeiten und sich wirklich zu bemühen." bedeutet auf keinen Fall, daß man Verbissenheit oder Ehrgeiz an den Tag legt, denn dies macht Fortschritte beim Üben unmöglich!
1. Fürchte dich nicht davor, an dir zu arbeiten
Wenn man sich vor Anstrengung und Bemühung fürchtet, gibt es keine Hoffnung auf Fortschritt. Die klassischen Schriften des Tai Chi Chuan sagen, daß die "Wurzel in den Füßen ist". Fürchtet man sich vor regelmäßigem Üben, werden sich die Füße niemals zu Wurzeln entwickeln. Das "Arbeiten" an den Füßen hat zweifelsohne auch wohltuende Auswirkungen für Herz und Gehirn. Eine grundlegende Übung für den Anfänger ist, am Morgen und am Abend je drei bis fünf Minuten auf einem Bein zu stehen. Das Qi soll zum Dan Tien sinken, die Fußsohle am Boden haften. Dabei darf man nicht die geringste Kraft anwenden. Fortgesetztes Üben entwickelt größere Stabilität; man lernt ganz natürlich zu stehen. Hat das Leben diesen Punkt erreicht, sollte man als Übung die Stellung "Hände heben" bzw. "Spiele die Laute" einnehmen. Das Üben der Stellung "Vorbereitung" eignet sich vorzüglich, um die "Uranfängliche Einheit" zu entwickeln; die Stellung "Peitsche" als Stehübung ist ideal zum öffnen der Gelenke. Daß das Üben dieser Stellungen sehr wertvoll ist, darf nicht übersehen werden.
2. Fürchte nicht, einen Verlust zu erleiden
In den geheimen Überlieferungen das Tai Chi Chuan heißt es: "Vergiss dich selbst, und folge dem anderen". Bedeutet "sich selbst vergessen und dem anderen folgen" nicht, das man einen Verlust erleidet? Darum sagte ich ganz zu Beginn meiner Dreizehn Kapitel, das wir lernen müssen "in das Verlieren zu investieren". Aber wie kann man dies erlernen? Nur indem man dem anderen erlaubt, uns anzugreifen, uns gleichsam zu überfallen; und dabei duften wir weder Widerstand leisten noch zurückschlagen. Das wichtigste ist , das man "haftet, verbindet, zusammenfügt und folgt". Dann sind wir in der Lage, ohne Schwierigkeit zu neutralisieren. Diese Idee kann nicht von solchen nachvollzogen werden, die nur oberflächlich üben oder kraftvolle, rohe Methoden anwenden. Und für den Anfänger ist es natürlich auch schwer verständlich; er wird sich bestimmt fragen, ob es nicht doch einen Weg gibt, Verluste zu vermeiden. Wer sich jedoch vor dem Verlieren fürchtet, sollte besser erst gar nicht mit dem Lernen beginnen. Diejenigen aber, die bestrebt sind wirklich zu verstehen, können nichts Besseres tun, als zu lernen «in das Verlieren zu investieren». Zu lernen, wie man "in das Verlieren investiert", bedeutet aber nicht, nach bequemen Abkürzungen zu suchen. Wer es sich zu leicht macht, erleidet große Verluste; wer auf der anderen Seite in kleine Verluste investiert, erleichtert sich sein Vorwärtskommen erheblich. Verständige Menschen werden sicher danach trachten, die wahren Prinzipien und deren Anwendungen zu erlangen. Wie sollten sie damit beginnen? Sagte nicht Laotse: "Konzentriere dein Qi und entwickle Sanftheit, kannst du dann wie ein neugeborenes Kind sein?" Das ist der Leitspruch des Tai Chi Chuan. Die Schüler sollten mit ihrem Lernen hier beginnen. Wenn sie ihr Qi sammeln und Sanftheit entwickeln können und wenn sie die wundervollen Ergebnisse des "in das Verlieren investieren" erfahren haben, dann ist die Furcht vor Verlusten schon überwunden.
3. Fürchte keine Einschüchterung
Dazu heißt es bei Laotse: "Nichts an ihnen (jenen, die wohl zu wahren wissen ihr Leben) lockt das Nashorn, sein Horn hineinzustoßen. nichts reizt den Tiger, die Kralle hineinzukrallen, keinen Raum bietet ihr Leib dem Schwerte. Und warum? Weil sie nicht achten den Tod." Laotse sagt ebenfalls: "Nichts in der Welt ist weicher und schwächer als Wasser, und doch gibt es nichts, das wie Wasser Starres und Hartes bezwingt". Es gibt nichts zu fürchten. Wenn ich mich fürchte. entsteht in Geist und Körper eine Spannung. Wenn ich angespannt bin, dann kann ich nicht loslassen. Wenn ich nicht Ioslassen kann. wie ist dann Sanftheit zu erreichen? Nicht sanft sein heißt ja nichts anderes, als daß man hart ist. Diejenigen, die den Kern der Tai Chi Chuan Lehren verstanden haben, zeichnen sich durch Furchtlosigkeit aus. Die meint Mencius, wenn er sagt: "Der Berg T'ai könnte vor deinen Augen einstürzen, aber deine Gesichtsfarbe würde nicht wechseln.". In Laotses Worten: "Qi konzentrieren und Sanftheit entwickeln". Welche Einschüchterung wäre da noch zu fürchten?