Tai Chi Berlin +++ Entspannung (sōng 松) und Leichtigkeit (qīng 轻)

Entspannung (sōng 松) und Leichtigkeit (qīng 轻) 
Wang Pinzheng - Jianquan Taijiquan Association Shanghai - 

Eines der Hauptziele beim Üben des Taijiquan ist Entspannung (song).
Beim Pushhands ist Entspannung sogar noch wichtiger. Dies ist eine Tatsache,
die alle kennen und es scheint sehr leicht erreichbar zu sein.
Tatsächlich ist es aber nicht so: Zwar ist bekannt, dass Anfänger sich nicht
so leicht entspannen, aber selbst ein langjähriger Freund des Taijiquan, der
sich mit jemandem auf ein Kämpfchen einlässt und von dem Anderen
geschlagen wird, muss sich die Kritik anhören:
„Du bist nicht entspannt genug!”

Man muss Entspannung im gesamten Körper erreichen. Von der Leichtigkeit
(qing) ausgehend kann man allmählich Entspannung erreichen. Beim Üben
der Bewegungen gilt: Der Mund ist ganz leicht geschlossen. Man atmet ganz
leicht durch die Nase. Die Zähne berühren sich ganz leicht. Die Zungenspitze
stützt ganz leicht den Gaumen. Man schluckt ganz leicht den Speichel. Der Kopf
ist aufgerichtet, als ob man eine Schale darauf trägt und der Scheitel ist ganz
leicht gestreckt. Die Augen blicken ohne Anstrengung ganz leichtnach vorne.
Für die nach außen gerichteten Bewegungen der Hände braucht es Leichtigkeit,
für die nach innen gerichteten ebenso. Bei den Schritten wird das Bein nur ganz
leicht gehoben und ganz leicht wieder abgesetzt. In der „Abhandlung zum Taijiquan
(Taijiquan lun)” heißt es dazu: „In jeder Bewegung muss der Körper leicht und
gewandt (ling) sein.”
Das ist genau die obige Bedeutung. Eine gute Beschreibung dieser Form der
Leichtigkeit ist: „Schreite, wie eine Katze sich bewegt.” Beim Pushhands gilt: Wenn
der Andere mit Kraft angreift, darf man auf keinen Fall mit harter Kraft Widerstand
leisten. Man muss ganz leicht an den Händen des Anderen kleben, seinen
Bewegungen folgen und sie nach vorne leiten.
Dann verstärkt man plötzlich - gemäß „Ist eine Bewegung schnell, dann antwortet
man schnell” - die Kraft des Anderen und lässt so seiner Kraft keine Chance.
Nur wenn man Leichtigkeit besitzt, kann man „den Anderen kennen”.
Wenn man Härte verwendet, dann lässt man „den Anderen wissen” und wird
bestimmt von ihm geschlagen.

Wenn Leichtigkeit erreicht wurde, stellt sich auch Entspannung ein.
Natürlich hat die Leichtigkeit, von der ich sprach, die Bedeutung der Leichtigkeit
der Entspannung, der Weichheit und der Gewandtheit, aber bestimmt nicht
die Bedeutung der Leichtfertigkeit. Die Bedeutung von Leichtfertigkeit setzt sich
aus zwei wichtigen Punkten zusammen: In der Form darf man nicht unachtsam
üben. Beim  Pushhands darf man nicht leichtsinnig oder rücksichtslos sein.